Das verlassene Dorf 1

Ein sterben auf Raten, dass ist vielen Dörfern in Kohleabbaugebieten gemein.
Was in den Herzen und Köpfen der Menschen, die ihrer Heimat beraubt vorgeht kann wohl keiner wirklich erfassen. Menschen, die in Deutschland ihre Heimat verloren haben, kannte man ansonsten nur aus Kriegszeiten. Ganze Regionen in West- wie in Ostdeutschland teilen dasselbe Schicksal: Die Bewohnen mussten oder müssen in Zukunft ihre Häuser und ihre Heimat verlassen, damit darunter in 250 Metern Tiefe Braunkohle abgebaut werden kann.

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs mussten allein in Deutschland mehr als 50 Orte dem Tagebau weichen,. Dabei wurden rund 35 000 Menschen umgesiedelt.

Bei all dem gilt: Allgemeinwohl geht vor Privatgut: Umsiedlungen und Enteignungen zur Gewinnung von Braunkohle verstoßen nicht gegen das Grundrecht auf Heimat, urteilten die Richter des Bundes-verfassungsgerichts im Jahr 2013.

Seit 2006 werden die Einwohner des Dorfes umgesiedelt, die bis 2016 abgeschlossen sein sollte und es inzwischen auch ist. seit 2012 läuft die Zerstörung der Gebäud. Heute fahren immer noch eine Vielzahl Autos durch den Ort. Fotografen wie ich, Neugierige, Spaziergnger, ehemalige Bewohner.
Wenn es dunkel wird aber auch leider andere Gruppen. Sie fahren durch die verlassenen Straßen, auf der Suche nach Kupferkabel, leere Häuser werden durchsucht in der Hoffnung, dort irgendetwas von Wert  zu finden.
Schaut man sich um, fällt der Blick schnell auf ein altes Rittergut aus dem Mittelalter. Denkmalgeschützt, einst ein Wasserschloss, Graben inklusive. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte die Wasserburg einer ortsansässigen Familie.Ist die Braunkohle im Gebiet des ehemaligen Dorfes dann mal abgebaut, wird die Landschaft rekultiviert. RWE ist als das Unternehmen, das die Braunkohle fördert, auch für diese Rekultivierung verantwortlich. Es sollen dann wieder Ackerflächen entstehen, zusätzlich Seen und Teiche.Es war fotografisch das erste verlassene Dorf dieser Art, dass ich im Herbst 2015 besuchte. Für mich Anlass in 2016 ein weiteres Dorf der Region zu besuchen und Grundlage mich in 2017 gezielt mit der Geschichte und Fotografie verlassener Dörfer in Deutschland zu beschäftigen.


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