Brauerei Berlin

_mg_4205Hier nun ein Album vom Besuch einer Brauerei in Berlin im Oktober 2015.

Der Industriekomplex wurde 1882 als Braubetrieb gegründet und bereits 1898 durch die Schultheiss-Brauerei AG aufgekauft, die den Standort als fortführte und erweiterte. Die Aufgabe des Standortes im Schultheiß-Verbund war die Versorgung des Berliner Umlandes. Nach dem zweiten Weltkrieg begann eine Phase mehrmaliger Umbenennungen die 1959 mit dem Aufgang des Brauereibetriebs in die VEB Berliner Brauereien endete. Die Produktionsstätte Niederschöneweide bekam neu den Namen Bärenquell-Brauerei.

Nach dem Ende der DDR übernahm 1990 die Treuhandanstalt den Volkseigenen Betrieb und privatisierte diesen. Wie vielen ehemaligen Treuhandbetrieben war leider auch diesem kein langes Dasein mehr beschieden.

_mg_41271991 erwarb die hessische Henninger Bräu AG die Marke und führte die Produktion  zunächst weiter fort. 1993 stellte noch die Henninger Bräu AG einen Bauantrag, für den einige historische Gebäude hätten weichen müssen, der vom Bezirksamt Treptow mit dem Verweis auf den Denkmalschutz abgelehnt wurde.

Es kam, wie so oft, zum 1. April 1994 wurde die Bierproduktion ganz eingestellt. Lediglich der Vertrieb von Henninger blieb einige Jahre weiter am Standort. Die weitere Bierproduktion von Bärenquell erfolgte zunächst in Kassel, ersetzt wurde dabei im Untertitel Berliner Pilsener Spezial das Wort „Berliner“ durch „Original“.

_mg_4304Nachdem Henninger zunehmend in finanzielle Probleme geriet, letztlich auch selber von seinem hessischen Konkurrenten Binding übernommen wurde, verkaufte man die Rechte an Bärenquell an die Brauhaus Preussen Pils GmbH in Pritzwalk. Diese produzierte es dort als weitere Marke neben der Hausmarke Preussen Pils. Das war aber noch nicht das Ende der Reise für die Traditionsmarke. Die Oettinger Brauerei kaufte im Jahr 2006 die Preussen Pils GmbH und stellte Ende 2008 die Produktion in Pritzwalk ein, so dass seit 2009 kein Bier der Marke Bärenquell mehr produziert wird.

Ein trauriger Anblick

Seit fast 20 Jahren verrotten die denkmalgeschützten Backsteinbauten wie Fassholz- und Bierlager, Kühlturm, Pferdestall und Kesselhaus dieses imposanten Komplexes.

_mg_4264In den Hallen liegen Trümmerteile und Deckenbalken hängen herunter. Starkstromkabel sind überall aufgeschnitten und die Kupferadern von Metalldieben entfernt. Geocacher, Industriegolfer, Grafitti-Künstler und -Pfuscher tummeln sich, wo längst Investoren bauen sollten.

Konkrete Zukunftspläne: Fehlansage

Bis vor kurzem sollte ein Baumarkt auf dem Gelände einziehen, doch wurde das Unternehmen von der Max Bahr-Pleite betroffen und die Investionspläne haben sich zerschlagen. Bevor potentielle Interessenten zukünftig in das Gelände investieren können, müssen erst noch denkmalrechtliche Fragen geklärt werden.

ein weiterer Tiefpunkt

Die Berliner Zeitung[1] berichtet unter dem Titel „Neues Elendsquartier in Berlin“ darüber, dass in dem einstigen Fabrikgebäude Bewohner aus Bulgarien und o_mg_4198ffenbar auch aus Rumänien und Polen Unterschlupf gesucht haben. Nachbarn hatten die Polizei gerufen und gesagt, dass über ihren Zaun Fäkalien geworfen worden seien. Im Februar dieses Jahres wurde die Polizei wieder gerufen, weil eine „leblose Person“ gemeldet wurde. Es stellte sich heraus, dass einer der Bewohner seine Frau bewusstlos geprügelt hatte.

Das Bezirksamt Treptow-Köpenick schätzt, dass in den Ruinen etwa 20 Personen Unterschlupf gefunden haben.
Tatsächlich sind die Bedingungen, unter denen die Bewohner dort hausen, _mg_4400katastrophal: Überall liegt Sperrmüll, die Fenster sind herausgebrochen. Einige Räume sind ausgebrannt. Deckenbalken und Treppen hängen durch und drohen einzustürzen. In dem ehemaligen Verwaltungstrakt der Brauerei haben sich die illegalen Bewohner einige Zimmer, darunter eine Herrentoilette, zum Wohnen hergerichtet. Funktionierende sanitäre Anlagen gibt es nicht.

[1]– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/1543906 ©2016


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